Ein Beitrag der Kümmerin der Projektgruppe, Frau Maria Steffens, in dem sie sich an den Winter in ihrer Kindheit erinnert:
Der Winter – wie er früher war! (Teil 1)
Endlich mal wieder ein richtiger Winter! Trotz vieler Entbehrungen durch Corona, wurde uns in diesem Jahr ein herrlicher Winter mit viel Schnee und Eis beschert! Vielleicht war dies ein Geschenk von oben!!!
Alle, die ganze Familie, Groß und Klein, drängten sich auf die Schlittenbahnen in unserer schönen Eifellandschaft zu einer herrlichen, kostenlosen Abfahrt in sauberer Luft und Natur.
Wenn ich noch an die Winterzeit in meiner Kindheit denke, war es teilweise doch eine harte Zeit. In den Häusern keine Ölheizung, kein warmes Wasser aus der Leitung, kein beheiztes Schlafzimmer- überall Eiseskälte. Eine Wärmflasche, ein Ziegelstein oder ein Stahlbügeleisen machten die kalten Betten etwas erträglicher. Beim Putzen der Schlafzimmer gefror der Putzlumpen am kalten Boden, aber es wurde trotzdem ab und zu geputzt.
Eine Feuerstelle für das ganze Haus war der große Küchenherd, um den herum sich alles abspielte. Darauf hatten einige große Kochtöpfe Platz. Am hinteren Ofenrand – die Wand war durch eine Kachelwand geschützt – standen immer die Rahmschüsseln, wo sich durch die Wärme der Rahm sich von der Milch absonderte. Etwas Leckereres gibt es bis heute nicht.
Im Backofen wurde Kuchen gebacken, der Döppekuchen wurde darin schmackhaft, Apfelringe getrocknet und die Bügeleisen und Ziegelsteine zum Aufheizen hinein gestellt. An einer Seite der großen Herdplatte hatte das „Schiffchen“ seinen Platz, immer mit Wasser gefüllt zum Warmwassergebrauch. Rundum an der Herdstange wurden nach dem Spülen die nassen Geschirrtücher zum Trocknen aufgehängt.
Vor dem Schlafengehen zogen wir manchmal noch Leinen kreuz und quer durch die Küche, wo dann die Wäsche aufgehängt wurde zum Trocknen über Nacht. In den Ofen kamen noch ein paar Briketts, damit morgens noch Glut im Herd und die Küche zum Frühstück schön warm war. Die großen Kochtöpfe füllten wir auch noch alle mit Wasser auf dem Herd zur Viehfütterung am Morgen. Das Trockenfutter, Stroh und Heu wurde abends noch mit der Häckselmaschine geschnitten. Die dicken Runkelrüben drehten wir dann morgens frisch durch die „Grötzmühle“ zu kleinen Schnitzeln. Die wurden über das Trockenfutter gestreut und in den Futtertrögen verteilt, darüber eventuell noch eine Schippe Kleie, gemahlene Getreidekörner, die wir selbst in der Scheune mahlen konnten.
Das Schweinefutter musste mit dem warmen Wasser aufgewärmt werden, weil die gekochten Kartoffeln in der Futterküche ja abgekühlt waren. Auch die Schweine bekamen eine Schippe Kleie übers Ganze. Die Hühner freuten sich über Getreidekörner, Gemüse- und Essensreste, Eierschalen und Brot. Nichts wurde weggeworfen, alles wurde verwertet.
Dann hieß es: „Die Rummele sein all, mir mossen en die Kaul forre“. Das war harte Arbeit. Meistens war es bitterkalt und hart gefroren. Vor dem Dorf war eine Fläche von der Gemeinde zugeteilt, wo jeder zur Lagerung der Knollen eine „Kaul“ (Grube) anlegen konnte für den Winter.
Im Herbst wurde eine große, tiefe Kaul ausgehoben und bei der Ernte mit den Knollen befüllt und mit viel Stroh und Erde als Frostschutz schön abgedeckt. Trotzdem waren sie oft noch gefroren, mussten dann in Körben im Stall auftauen zum Verfüttern.
Ab und zu wollten wir auch mal gerne zum Schlittenfahren nach den Hausaufgaben „en de Päsche forre“. Aber oft war immer wieder etwas anderes, wo wir helfen mussten. In den ersten Jahren hatten wir Mädchen noch keine langen, warmen Hosen zum Anziehen. Die waren für Mädchen noch nicht in Mode und es ist uns oft sehr kalt geworden. Was war es für eine Errungenschaft, als wir endlich auch Hosen anziehen durften beim Schlittenfahren im kalten Schnee. Es waren ganz einfache, warme Trainingshosen, die reichten uns aber damals aus.
Noch sehr viel später durften wir auch zum Kirchgang lange, aber bessere Hosen tragen, statt Rock und Kleid. Heute sind Hosen gar nicht mehr wegzudenken.
In all diesen Jahren mit viel Schnee und Kälte gab es auch keinen Schneepflug, um die Straßen in den Dörfern frei zu machen. Jeder musste am eigenen Haus seinen Teil weg schaufeln. Wie oft war die Kreisstraße ganz zu, so dass kein Auto mehr ins Dorf rein kam. Der sog. „Hohlweg“ Richtung Anschau war auch oftmals ganz zugeweht mit Schnee. In dieser Notlage ging dann der „Schellmann“ durchs Dorf und rief alle Männer zum Schneeschippen zusammen. Damals waren im Winter auch viele „Mannsleut“ zu Hause.
Fortsetzung folgt…