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„Bandese Kloos“ und seine „Ochsenschule“

Quelle: Rhein Zeitung vom 29.Februar 2020 – Ausgabe Andernach & Mayen

Das alte Fachwerkhaus von „Lamenne“ und die Anfänge des Eifeldorfs Nachtsheim

Es ist vermutlich im März in den 50er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts, als die beiden Ochsen gemächlich auf der Dorfstraße in dem Eifeldorf Nachtsheim dahintrotten. Geführt werden sie von dem inzwischen lange verstorbenen Nikolaus Schuhmacher, genannt „Bandese Kloos“, der in der linken Hand einen Knüppel hält. Doch die Zugtiere trotten dermaßen ruhig dahin, dass ein erzieherisches Eingreifen nicht erforderlich ist. „Bandese Kloos“ in seiner ärmlichen Kleidung wirkt ebenfalls ausgeglichen und mit sich und der Welt zufrieden. Noch eines verrät das alte Bild: Vermutlich im Frühjahr war der „Kloos“ mit seinen beiden Tieren unterwegs, denn die Bäume im Hintergrund tragen noch kein Laub.

Bei dem hinteren Gebäude handelt es sich um das Wohnhaus mit den Stallungen der früheren Familie Kugel. Der ebenfalls schon lange verstorbene Vater des Verfassers, Stephan Kugel, Jahrgang 1914, lebte einst hier bis zu seiner Hochzeit, nach der er bis zu seinem Tod 1982 in Lieg auf dem Hunsrück wohnte.

Das interessantere Gebäude aber ist das mittlerweile abgerissene ärmliche Haus auf der linken Seite, das dem „Lamenne“, mit richtigem Namen Matthias Schneider, und seiner unverheirateten Schwester Marie gehörte. Der Verfasser selbst hat in seinen Ferien in Nachtsheim dieses interessante Haus gut kennengelernt. Nach der Frontseite hatte es eine Doppeltür aus Holz, die eine etwas höher und die andere etwas tiefer, die zum eigentlichen Wohnbereich und auch zu den Stallungen führten mit den beiden Ziegen, der Kuh des kleinen Mannes. Sie ähneln den mittelalterlichen fränkischen Häusern, in denen ebenfalls die ganze Familie mit ihren Tieren Platz fand. Der Boden im „Lamenne-Haus“ bestand aus Steinen. Beim Betreten stand man zunächst in einem großen offenen Bereich. Die „Schlafgemächer“ waren nur über eine Holzleiter zu erreichen und befanden sich unter dem Dachgiebel.
Dieses doch einfache Gebäude in Nachtsheim, das es dort nicht mehr gibt, erinnert mit seiner Bauweise an uralte fränkische Fachwerkhäuser mit Lehm und mit Kalk geweißt. „Lamenne“ selbst ist nach seiner Schwester Marie, die immer mit der Mutter in einem breiten Bett schlief, im Seniorenheim in Mayen verstorben. Er war eine liebenswerte Persönlichkeit, etwas schrullig manchmal, aber ehrlich und aufrichtig. Diese Informationen stammen von mehreren befragten Nachtsheimer Bürgern und aus eigenem Erleben.

Doch es soll noch etwas zu der Geschichte von Nachtsheim in der Vulkaneifel, das rund 490 Meter über Normalnull liegt, gesagt werden. Rund um das Dorf gibt es vor allem Weiden und Wiesen, auf der die Bauern ihre Kühe durch die Dorfjugend hüten ließen, und in Richtung Münk und Anschau große Wälder, durch die der Mimbach fließt. Der Ort selbst ist schon uralt, seine Anfänge beginnen vor mehr als 1000 Jahren, als man unter Erzbischof Hetti (818–847) eine eigene Pfarrkirche besaß.

Wie bereits oben kurz skizziert, wurden während der hochmittelalterlichen fränkischen Rodungsperiode Dörfer errichtet, wo die Menschen mit ihren Familien lebten. Die Endung „heim“ im Ortsnamen Nachtsheim weist zudem auf die fränkische Rodungsphase vor rund 1000 Jahren hin. Zwischen Elz und der Hohen Acht wurde schließlich als erste Pfarrei die in Nachtsheim gegründet. Es gibt in den alten Annalen die „Pfarrtermination“ des Trierer Erzbischofs Ruotberth (931–956) für die Kirche von Nachtsheim (Natisheim) als frühester schriftlicher Besiedlungsbeleg. Zuerst datierte man die Urkunde fälschlicherweise auf das Jahr 950, diese wurde später aber durch die Forschung auf das ausgehende 11. Jahrhundert zurückverlegt. Die Grenzen des Pfarrsprengels, der seelsorgerisch den Brüdern des Münstermaifelder Stiftes übergeben wurde, hatte der Trierer Erzbischof Hetti vorgenommen. Nachtsheim blieb immer die Mutterkirche, in den dazugehörenden Gemeinden gab es die Filialkirchen. Um 1800 kam Nachtsheim sogar zum Bistum Aachen und bei den Preußen 1824 wieder zum Bistum Trier. Sein Stephanus-Patronat zeigt eine sehr frühe Kirchengründung.

Heinz Kugel

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